EYLEM KUBANEK
Cahit Sıtkı Tarancı schreibt in seinem Gedicht “ Fünfunddreißig Jahre alt” “Fünfunddreißig Jahre alt bin ich jetzt! Die Hälfte des Lebens ist nun erreicht/ Genau wie Dante stehen wir jetzt in der Mitte des Lebens”.
Diese Passage ist auf den italienischen Schriftsteller und Politiker Dante bezogen, der das allgemeine Lebenserwartung eines durchschnittlichen Menschenlebens auf 70 Jahre einschätzte. Die Lebenszeitalter heutzutage ist um einiges höher. Die positive Entwicklungen in der Medizin hat sogar dazu geführt, dass das Rentenalter auf 65 erhöht wurde. Die Weltgesundheitsorganisation berechnet die Altersspanne zwischen 64- 74 als das Jungalter, die Altersspanne zwischen 75- 84 als fortgeschrittene und die Altersspanne über 85 als weitfortgeschrittenes Lebensaltersstufe. Man kann zum Thema biologisch sehr viel sagen. Aber wir werden hier uns nur auf die seelischen und emotionalen Veränderungen beim Menschen im Alter begrenzen. Wenn ich mich an die Anfänge meiner 20’er Jahre zurückerinnerre, dann merke ich, dass ich in diesem Alter offen für alles Neue, Fortschrittliche und für Andersartigere war. Ich wollte in diesem Alter immer dazu lernen, mich weiterbilden, mich entwickeln. Ich wollte jede Sekunde meines Lebens sinnvoll verbringen, wollte alles richtig machen, wollte leidenschaftlich den Menschen und der Gesellschaft helfen und sie verändern. Ich habe über die tapferen Helden auf der Welt sehr viel gelesen. Ich sah in mir diese tapferen Helden und wollte gerne auch wie sie tapfer und stark sein. Ich stärkte mit ihren Heldentaten meine Persönlichkeit und mein Selbstbewusstsein. Ich konnte ohne viel nachzudenken oder logische Ursachen dafür zu hegen alle Menschen lieben und blind mich verlieben. Ich weiss nicht, wie es bei Ihnen während dieser Lebensphase und Altersspanne war, aber viele meiner Freunde dachten und lebten genauso wie ich.
Warum war die Situation und dieses Denken nicht beständig? Warum hielt sie nicht noch länger an? Weil die Verantwortung, die uns mit dem Beginnen des Überlebenskampfes in der Gesellschaft auf unsere Schultern aufgebürdet wird, unsere Lebensverhältnisse rasch ändert und unsere Flexibilität und unseren Werdegang verlangsamt. Manche von uns widmen und konzentrieren sich auf die Kariere. Andere wiederum gründen eine Familie und ziehen sich zurück. Noch Andere bleiben finanziell auf der Strecke usw.. Auf einmal fehlt dann einem die Energie und die Zeit, die man vorher noch für andere Sachen genügend hatte. Im Ergebnis vergehen unsere Jahre. Viele verfallen mit der Zeit in einen Zustand der Alterspsychologie und Midlife- Crisis. Viele Menschen feiern ab dem 30. Lebensjahr ihren Geburtstag nicht mehr. Viele werden sogar mit jedem neuen Alter etwas trauriger.
Eigentlich müssten wir ja wissen, dass das Altern was ganz Natürliches ist. Müssten wir eigentlich nicht denken, dass ein vergangener Tag nicht ein verlorener Tag gewesen ist, sondern ein hinzugewonnener Tag, wo wir mehr an Erfahrung hinzugewonnen haben? Gibt es gar nichts Schönes mehr, wenn man altert? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Ich möchte hier nur einige Sachen erwähnen:
- Unser Gehirn altert im Gegensatz zu unserem Körper nicht. Dass mit dem Altern auch die Anzahl der Neuronen im Gehirn verringert wird, führt nicht dazu, dass unsere Hirntätigkeiten schrumpfen. Vielleicht kann es nicht mehr so schnell wie vorher lernen oder mathematische Aufgaben lösen, aber sein Wortschatz wird größer. Experten nenen das “ kristalline Intelligenz”.
- Mit dem Älterwerden wird auch gleichzeitig unser Immunsystem gestärkt und es wird noch professioneller. Der Körper speichert die Information über Bakterien und Krankheitserreger, die zu Krankheiten führen und kann diesen beim nochmaligem Treffen besser vorbeugen.
- Wussten Sie, dass das Selbsbewusstsein des Menschen mit der sexuellen Befriedigung zusammenhängt? Eine Studie zeigt, dass 75 % der Frauen nach dem 40. Lebensjahr zu mehr sexueller Befriedigung gelangen. Natürlich hängt das auch mit der Entwicklung und Vervollständigung des Charakters und die Minderung des Unsicherheitsgefühles direkt zusammen.
- Während des Älterwerdens, steigt bei einigen die Furcht vor dem Sterben, aber gleichzeitig werden sie auch mutiger. Die Entscheidungen werden viel leichter gefällt. Menschen wollen auf Weltreise gehen oder ihre Träume erfüllen, in einem anderen Land leben usw..
Das Altern ist nur eine Wahrnehmung. Lassen Sie uns Herr unserer Wahrnehmung werden und alle negativen Gedanken von uns jagen. Es ist nicht wichtig, wie lange man lebt, sondern wie das Leben gelebt wird. Wir sollten das Älterwerden als ein Privileg verstehen und als ein besonderes Geschenk sehen. Unsere grauen Haare sollen beweisen, welche Leiden und Schmerzen wir erlebten. Unsere Gesichtsfalten sollen beweisen, wie oft wir im Leben lachten. Wir sollten stolz auf diese sein. Wir sollten ältere Menschen nicht als eine unerwünschte Last betrachten, sondern als erfahrene Weisen ansehen.
Wir sollten den vergangenen Jahren nicht nachweinen, sondern die Kerzen auf unseren Geburtstagskuchen stolz ausblasen. Wir sollten jeden Tag, den wir verbringen, als 1440 glückliche Minuten wertschätzen. Ich wünsche allen viele liebevolle, glückliche Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Monate und Jahre. (Übersetzung: Özgür Metin Demirel)
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