DIE AUSWIRKUNGEN der PANDEMIE AUF DIE NORDSTADt SIND VERHEEREND. NORDSTADT WARTET AUF DIE LÖSUNG DER CRONISCH GEWORDENEN PROBLEME. VERANTWORTLICHE GREMISEN WERDEN AUFGERUFEN, DIE GESUNDHEIT DER NORTSTÄDTER BEVÖLKERUNG ZU SCHÜTZEN.
Die Geschichte lehrt uns, dass Pandemien in ärmeren Stadtteilen und armen Ländern eine verheerende Wirkung entfalten und große Landschaften zerstören können. Wir sehen auch heute, dass die Corona- Pandemie die armen Stadtteile stärker belastet als andere.
Wir müssen uns in diesem Sinne nicht weit von Ort entfernen. Es wird deutlich sichtbar, wenn wir uns die Landkarte der Pandemie in unserer Stadt näher anschauen. Die Aussage des Leiters des Dortmunder Gesundheitsamtes, Dr. Frank Renken bezüglich der Pandemie fällt in diesem Sinne stark auf. Dr. Renken erklärt, dass Nordstadt von der Pandemie am stärksten betroffen ist.
Er macht „ beengte und unzureichende Wohnverhältnisse“ für diese Entwicklung verantwortlich. Das mag wohl keine neue Feststellung sein. Friedrich Engels sagte vor ca. 150 Jahren in seinem Werk „ Zur Wohnungsfrage „ folgendes: „Die moderne Naturwissenschaft hat nachgewiesen, dass die sogenannten „schlechten Viertel“, in denen die Arbeiter zusammengedrängt sind, die Brutstätten aller jener Seuchen bilden, die von Zeit zu Zeit unsre Städte heimsuchen.“
Engels führt weiterhin aus:
„Die Kapitalistenherrschaft kann nicht ungestraft sich das Vergnügen erlauben, epidemische Krankheiten unter der Arbeiterklasse zu erzeugen; die Folgen fallen auf sie selbst zurück, und der Würgengel wütet unter den Kapitalisten ebenso rücksichtslos wie unter den Arbeitern.
Sobald dies einmal wissenschaftlich festgestellt war, entbrannten die menschenfreundlichen Bourgeois in edlem Wetteifer für die Gesundheit ihrer Arbeiter. Gesellschaften wurden gestiftet, Bücher geschrieben, Vorschläge entworfen, Gesetze debattiert und dekretiert, um die Quellen der immer wiederkehrenden Seuchen zu verstopfen. Und trotzdem erzeugt die kapitalistische Gesellschaftsordnung die Missstände, um deren Kur es sich handelt, immer wieder mit solcher Notwendigkeit, dass selbst in England die Kur kaum einen einzigen Schritt vorgerückt ist.“
Was ist die Ursache des
Problems in der Nordstadt?
Wir hatten in unserer letzten Ausgabe umfangreich geschildert, dass die Corona- Pandemie insbesondere in der Nordstadt weit verbreitet ist. Dr. Frank Renken macht auch auf die fehlenden Sprachkenntnisse, auf die Nichtbeachtung der Hygienevorschriften, auf die beengten Wohnverhältnisse und räumlich begrenzten Spielplätze und auf die breitangelegten großen Familientreffen aufmerksam , die innerhalb der Nordstädter Wohnbevölkerung vorhanden sind, die überwiegend aus Migranten und Geringverdienern besteht. Aus diesen Gründen könnte man der Pandemie auch nicht gebührend vorbeugen. Er geht auf die Frage der weitverbreiteten Armut in der Nordstadt nicht ein, die eigentlich die Hauptursache aller im Stadtteil vorhandenen Probleme ist. Denn Probleme der unzureichenden und ungesunden Ernährung bis zur vollständig nicht vorhandenen bis unzureichenden Hygienemöglichkeiten hängen alle mit der Armut unmittelbar zusammen. Sogar schon zu Vorpandemiezeiten war die Arbeitslosigkeit in der Nordstadt im Vergleich zu der Stadt Dortmund doppelt so hoch. Der prozentuale Anteil der Kinder, die unter die Armutsgrenze fallen, liegt bei 56%.
In der Pandemiezeit ist es natürlich wichtig, dass die Menschen individuelle Vorkehrungen treffen, um einer Neuinfektion vorzubeugen und die Übertragung der Infektionen zu verhindern. Dennoch darf es nie und nimmer als ein Zufall betrachtet werden, dass insbesondere Arme und Armenviertel weltweit von der Pandemie direkt betroffen sind. Man kann dieses Problem nicht allein mit einer sogenannten Unachtsamkeit der Individuen, fehlenden sprachlichen Kompetenzen oder ihrer Rückständigkeit erklären. Einige elementare Grundbedürfnisse wie z. B. die Schaffung von ausreichenden Wohnräumen, der Zugang zu einer ausreichenden Gesundheitsvorsorge, eine chancengleiche Bildung etc. sind für die Menschen in der Nordstadt nicht ausreichend gesichert und garantiert. Die zuständigen Ämter und Gremien haben in diesen Bereichen bis heute viel versäumt, die sie zügig nachholen müssen. Diese notwendigen Schritte müssen jetzt schleunigst getan werden, um der Gefahr der Pandemie besser vorzubeugen und ihr erfolgreicher zu begegnen.
Welche konkreten Schritte werden eingeleitet?
Das Gesundheitsamt Dortmund warnt berechtigterweise davor, dass die Lage sich in Stadtteilen wie der Nordstadt weiter verschlechtern könnte. Reicht aber die Feststellung und der Hinweis auf diese Gefahr allein aus? Welche konkreten Schritte werden jetzt eingeleitet, um die Gesundheit der Wohnbevölkerung zu schützen? Wenn das Risiko also immer noch so hoch geschätzt wird, wieso werden dann keine Masken und Desinfektionsmitte kostenlos verteilt? Warum werden nicht bereitangelegte, kostenlose ärztliche Tests durchgeführt? Warum werden Kinderspielplätze und öffentliche Räume nicht noch mehr gesäubert und desinfiziert? Sowohl auf Bundes- als auch auf der Landesebene wurden Unternehmen und Arbeitgeber mit Milliarden Euro finanziell gefördert und unterstützt? Warum wird für die Gesundheit der Armen nicht mehr gemacht als es heute der Fall ist? Die Verantwortlichen müssen diese Fragen dringend beantworten. Auch vor der Pandemie gab es eine Wohnungsnot in der Nordstadt. Die Mieten sind astronomisch hoch. Um gesunde Wohnräume zu schaffen müssen langfristige soziale Wohnprojekte initiiert werden. Sowohl Armenviertel wie Nordstadt als auch die Gesamtbevölkerung Dortmunds warten heute darauf, dass diese Fragen schnell beantwortet werden und konkrete Schritte zügig eingeleitet werden.
(Deutsche Übersetzung:
Özgür Metin Demirel
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