von ABBAS DOĞAN
Die vor 60 Jahren begonnene Migration von Arbeiter*innen aus der Türkei nach Deutschland ist unter anderem auch die Geschichte des Strebens aus der Armut. Ein wichtiger Teil der Einwanderer der ersten Generation bestand aus den Armen von den ländlichen Gebieten. Für diejenigen, die ein Leben in Armut und Not in ländlichen Gebieten führten, war diese Migration die Hoffnung auf eine neue Existenz, während die einen nach billigen Arbeitskräften und andere nach Devisen suchten.
Diese Armenarmee, die als minderwertig betrachtet wurde, wurde vom Staat und von der Gesellschaft anders wahrgenommen, als sie in Deutschland arbeiteten und Geld verdienten. Das wichtigste, was natürlich auffiel, war das Geld, das sie unter schwierigeren Bedingungen verdienten.
Jeder, von ihren engsten Verwandten bis zu Regierungsbeamten, von Ignoranten Unternehmern bis hin zu Betrügern begannen sie als Rupfgänse zu betrachten. Wie dieser wirtschaftliche Wert, von dem alle profitieren wollen, entstanden ist und welche Probleme dahinter steckten, wurde ignoriert.
Anlässlich des 60 jährigen Migrationsjubiläums hörten wir uns die Geschichten von zwei Dortmunder Einwandererfamilien der ersten Generation an, die tatsächlich Ausschnitte aus dieser gemeinsamen Geschichte aller Expatriates präsentieren.
Muammer ist ein arbeitsloser junger Mann aus den Armen des Dorfes. Er kehrt vom Militärdienst zurück und vereinbart Ayse zu heiraten. Er versucht auch einen Weg durch die Tür Deutschland zu finden, die alle in Aufregung und Hoffnung versetzt hat.
Dann erfährt er, dass diejenigen in Deutschland Vorrang haben, die bei Bergbau arbeiten und bittet Ayse zwei Jahre zu warten. Um seine Chancen zu erhöhen, beginnt er einen Job in dem Bergbau in Soma in der Westtürkei und gleichzeitig lässt er sich in die Liste nach Deutschland eintragen.
Es dauert nicht lange, ein paar Wochen später bekommt er die Einladungspapier für Deutschland. Er bekommt einen Job im Bergwerk in Dortmund. Zwei Jahre später verlässt er das Wohnheim, mietet eine zwei Zimmerwohnung, holt alte Möbel bei seinen deutschen Nachbarn ab. So richtet er sich die Wohnung und fährt in den Urlaub in die Türkei. Da heiratet er Ayse und kommen beide zusammen nach Deutschland.
Ayse geht putzen. Sie kamen nach Deutschland, um Geld zu verdienen und mit den Ersparnissen zurückzukehren. Je weniger Geld sie hier ausgeben desto besser, so verhalten sie sich. Für den Haushalt verwenden sie nur die alten Gegenstände, die sie gesammelt haben. Die Zeit vergeht und sie haben drei Kinder im Abstand von zwei Jahren.
Als ihre älteste Tochter 19 Jahre alt wird, will eine Familie besuchen kommen und um ihr Einverständnis zu bitten, dass ihr Sohn deren Tochter heiraten dürfte. Es herrscht Aufregung bei Muammer und Ayse.
„Wie können wir die Gäste in so eine Wohnung einladen, denn die Wohnung, die sie mit einem Kohleofen heizen, ist seit 22 Jahren nicht mehr gepflegt. Die Wände, Türen und Fenster sind schwarz wie eine Zeche, der Teppich ist marode, es gibt nicht einmal einen Stuhl um richtig zu sitzen. Um Zeit zu gewinnen, sagten sie immer wieder den Termin ab. In dieser Zeit erneuerten sie die alten verrotteten Möbel. Nach der Renovierung und Streichung der Wohnung konnten sie die potenziellen Schwiegereltern ihrer Tochter in die Wohnung aufnehmen.
Wenn unsere älteste Tochter nicht geheiratet hätte, wären wir vielleicht immer noch in dieser Situation. Wir bedauerten unsere ganze vergangene Zeit so sehr, fragten uns, was haben wir getan? Ja wir haben Geld gespart. Also um Geld zu sparen haben wir so gelebt. Wir haben auch in der Türkei Grundstücke gekauft. Wir haben in unserem Dorf ein Haus gebaut es war nicht genug, wir haben in Balikesir (eine Stadt in der Nähe Izmir) ein mehr stickiges Haus. Aber sie alle blieben dort. Bis wir festgestllt haben, nachdem die Kinder geheiratet und das Haus verlassen hatten und wir uns zur Ruhe gesetzt hatten, was sollen wir hier machen?
Wir haben beschlossen in die Türkei zurückzukehren. Aber damit hat es auch nicht geklappt. Weil wir hier vermissen. Wir gehen im Sommer für einige Wochen hin, aber kommen wir wieder hierher. Hätten wir damals jetzigen Verstand, hätten wir niemals so gelebt.
Elif Canan, eine der Menschen, die in den 60er Jahren aus der Türkei nach Dortmund kamen, litt nicht weniger. Nachdem sie heiratet und vier Kinder hat, kommt ihr Mann nach Deutschland. Elif bleibt bei ihrer Schwiegereltern im Dorf und lebt von der Landwirtschaft. Sie hat vier Jahre lang von ihrem Mann kein Geld bekommen. Sogar als ihr Mann während seines Urlaubs im Dorf war, bekam sie das nötige Geld von ihrer Schwiegermutter, denn es war damals üblich, dass die Schwiegereltern die Haushaltskasse verwalteten. Eines ihrer Zwillingskinder hatte ein Problem am Fuss. Ihr Mann sagte zu Elif, „bring das Kind nach Deutschland, wir lassen es hier behandeln, dann kannst du es wieder mitnehmen in die Türkei „
Elif nahm das Kind und kam nach Deutschland. Eine kleine zwei Zimmerwohnung haben sie gehabt. Sie wohnten eine Weile in dieser Wohnung. Die Behandlung des Fusses des Kindes verlief nicht wie gewünscht. Elif, die schon seit zwei Jahren in Deutschland lebte und von ihren drei Kindern getrennt war, brachte schließlich mit Hilfe eines türkischen Ratgebers ihre anderen Kinder, die in der Türkei blieben.
Elif hat auch noch in Deutschland weitere Kinder bekommen. Insgesamt neun Kinder, plus zwei Eltern sind es elf Personen, alle wohnten in dieser kleinen Wohnung. Mit Hilfe eines deutschen Nachbarn zogen sie in ein mietfreies Haus, das wegen des Strassenbaus enteignet und leergeräumt wurde aber noch mit Wasser- und Stromanschluss stand.
Sie wohnten ein Jahr lang in diesem Haus. Die Toilette war draußen. Es gab keine Waschmaschine, keine Spülmaschine und kein heißes Wasser.
Früher hat man das Wasser auf einem Kohleofen erhitzt und damit gebadet. Elif erzählt weiter “ für meine Kinder habe ich kein Pampers gekauft. Ich zerriss die alten Laken und Textilien band sie an Kindern. Ich habe diese Tücher gewaschen, gekocht und gekocht und wieder und wieder verwendet. Ich habe immer versucht herauszufinden, wie wir Geld für Waren, Lebensmittel und Kleidung sparen können.
Einmal hatte mein Mann für mich ein Kleid für 60 DM gekauft. Ich konnte es aber nicht ertragen. Ohne Wissen meines Mannes ging ich zu dem Laden, gab es zurück und bekam das Geld. Für ein Feier bestand mein Mann darauf, dass ich das neue Kleid tragen sollte. Ich sagte ihm, ich kann es nicht tragen, denn ich habe es zurückgegeben.
Das Einkaufszentrum war drei KM vom unseren Haus entfernt und ich schleppte meine Einkäufe immer mit einer Schubkarre. Eine Buskarte kostete 50 Pfennig. Ich wollte 50 Pfennig nicht für Busfahrt ausgeben. Früher dachte ich, statt ich 50 Pfennig für Busfahrt ausgebe, kaufe ich damit ein kilo Zucker oder Mehl.
Ich habe viel Geld gespart. Niemand hat so viel Geld gespart wie ich. Binnen vier Jahren hatte ich 100 tausend Mark gespart. Wir haben mit diesem Ersparnisse einen Laden und ein Haus in Izmir gekauft.
Wir haben ja immer daran gedacht, zurückzukehren. Als wir hier in das Haus zogen, in dem ich jetzt wohne, haben wir einen neuen Komfort gehabt. Die Kinder wuchsen auf und gingen zur Schule. Uns wurde klar, dass wir diesen Ort nicht verlassen werden. Dann starb mein Mann. Wir haben diese beide Häuser nach seinem Tod gekauft.
Elif ist traurig über die Vergangenheit, während sie davon erzählt. Aber andererseits ist sie stolz auf die Immobilien, die sie hier gekauft hat.
Kommen Ihnen diese Geschichten bekannt vor?
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