Wohnungen für benachteiligte Menschen zugänglich machen: Die Wohnungszugangsstrategie von Grünbau

Wir haben mit Andreas Koch, dem Geschäftsführer der gemeinnützigen Beschäftigungs-und Qualifizierungsunternehmen gesprochen. Das Unternehmen kauft sog. Schrottimmobilien auf, saniert diese und macht sie dem sozialen Wohnungsbau wieder zugänglich.

(Foto: Mustafa Kara)

Herr Koch danke, dass Sie sich so kurzfris-tig Zeit genommen haben. Wie sieht die Arbeit von Grünbau aus?

Andreas Koch: Wir sind ein gemeinnütziges Beschäftigungs- und Qualifizierungsunternehmen in der Nordstadt. Die sich aber gleichzeitig darum kümmert, dass Quartier leben-dig bleibt und in Stand gehalten wird. Wir versuchen viele Bewohner der Nordstadt so zu sagen mitzunehmen. Wir sind inzwischen über 250 Beschäftigte bei Grünbau und viele davon sind ehemalige Arbeitslose, die nach langen Jahren der Arbeitslosigkeit wieder in den Job gekommen sind.

Jan, welche Aufgabe haben Sie?

Jan Bremer: Ich bin Jan, bin Mitarbeiter bei Grünbau und Leiter unserer beiden Wohnungszugangsprojekte. Das eine ist in der Mallinckrodtstrasse 55, das andere ist ein Projekt für junge Wohnungslose. wo es um Zugänge zum Wohnraum für Zugewanderte Familien hauptsächlich aus Rumänien und Bulgarien geht und zum anderen halt Wohnungszugangsprojekt für junge Wohnungslose.

Können Sie uns bitte über die Ha-usnummer in der Mallincrodtst-rasse 55 bis 59 und am Markt 3 etwas sagen?

Andreas Koch: Das waren Problemhäuser in der Vergangenheit. Die wurden auch Schrottimmobilien genannt. In den Häuser gab es kein Wasser, kein Strom und es gab viel Ungeziefer. In den Medien und auch in Tatortfilm wurde viel über die Zustände dieser Häuser berichtet. Die Stadt Dortmund hat beschlossen diese Häuser aufzukaufen und die Zustände zu verbessern, hat uns gefragt, weil wir spezielles Konzept haben, um mit den Langzeitarbeitslosen diese Häuser zu sanieren und hinterher den sozialen Wohnungsbau sozusagen zuzufüh-ren. Das Eckhaus, bekannt aus Funk und Fernsehen ist nun zum Teil bewohnt und zum Teil noch nicht. Dort wohnen RomaFamilien, die wir betreuen, fit machen und auch versuchen, in unsere Arbeit einzubeziehen. Wir müssen uns um die Menschen kümmern, die da wohnen. Das ist so grob der Hintergrund des Konzepts. Vielleicht kann Jan noch mal dazu was sagen, wie die Arbeit dort aussieht, was da getan wird.

Jan Bremer: Es sieht so aus: In der Mallinckrodtstrasse 59 ist es wie ein anderes Haus in der Nordstadt. Also da wohnen Urdortmunder, Zuwanderer und geflüchtete Menschen. In der Mallinckrodtstrasse 55, wo im Erdgeschoss unser Büro ist, wohnen aktuell 12 rumänische Familien mit größten Teil Roma Hintergrund, die bei uns ein hohe Anlaufstelle haben mit allen ihren Problemen zu uns kommen.

Das heißt alle Fragen zur Schule, zu Jobcenter zu Miete und Wohnen haben. Wir kümmern uns eigentlich um allen sozia-len Fragen, die die Mieterinnen und Mieter haben. Wenn wir z.B einen Job im Haus oder im Rahmen des Hauses zu vergeben ha-ben, schauen wir auch, dass wir die nicht mit externen Personen besetzen, sondern versuchen Menschen aus dem Wohnraum unseren Hauses mitzunehmen. Z.B unser Hausmeister und unsere Putzkräfte sind aus der Community.

Welche Schwierigkeiten haben sich dabei ergeben?

Jan Bremer: Das sind immer wieder verschiedene. Sei es, dass die Kinder weniger Lust haben zur Schule zu gehen, oder Probleme mit dem Jobcenter, Probleme mit der Sprache, Probleme teilweise durch Analpha-betismus usw. Wir sind vier Personen vor Ort. Ich kümmere mich um den Wohnbereich, meine Kollegin ist zuständig für soziale Betreuung. Außerdem zwei weitere Hilfskräfte für die Übersetzung. Wir stoßen da auf sehr viele Probleme. Probleme. Wenn ich einem Vermieter eine Familie vorstelle und sage, dass sie einen Roma-Hintergrund hat, habe ich schon jede Ausrede erlebt. Es gibt hohe Diskrimi-nierungshürden, die sie kaum bewältigen können.

Andreas Koch: Hinzu kommt der Zugang zur Arbeit. Es ist zweit größtes Thema. Also die meisten sind ungelernte oder sind teils Analphabet. Und hier für die ein Job zu finden, was die existenzielle Voraussetzung ist, dass sie hier bleiben dürfen, ja sonst haben sie kein Anspruch auf soziale Leistungen. Am Anfang war das ein großes Problem. Mittlerweile vermitteln wir so kleine Jobs wie Prospekte verteilen oder Reinigungstäti-gkeiten, die aber befristet sind. Wie auch Sie wissen, die Arbeit und Wohnung hängt in Deuts-chland sehr eng zusammen.

Dazu kommt noch die Freizü-gigkeitsprüfung. Also es wird durch Ausländerbehörde oder Ordnungsamt mit bestimmten Abständen überprüft, ob der Lebensunterhalt dauerhaft selbst beschritten wurde oder weiterhin beschritten werden kann. Unter bestimmten Umständen könnte dies zur Ausweisung führen.

Wir betreuen noch ein Haus in der Schleswiegerstrasse 31. Das Haus ist voll vermietet. Da wohnen Menschen aus verschiedenen Herkunft. Unser Vorhaben ist, die Wohnungen in Stand zu setzen, zu modernisieren und zu vermieten. Wir werden in der Mallinckrodtstrasse 55 10 Woh-nungen a 100 qm für die großen Familien zur Verfügung zu stellen. Die Wohnungszugangsstrategie bei Grünbau setzt darauf, dass wir auf Zielgruppen set-zen, die am Wohnungsmarkt benachteiligt sind. Das sind die Menschen, die rund um den Nordmarkt, in der Mallinckrodtstrasse 55-59 wohnen. Das sind aber sicherlich auch die junge und ältere Wohnungslose, Menschen mit weniger finanziellen Ausstattung, Menschen mit Migrationshintergrund oder Geflüchtete. (Nordstadt/SdN)

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*