Einwohner der Nordstadt erzählen über die Probleme ihres Stadtteiles

SEÇİL ÇETİN

Früher war hier alles schön. Jetzt haben wir sehr viele Probleme in unserem Stadtteil. Im Stadtteil haben wir jetzt ein massives Drogenproblem. Überall wimmelt es von Drogenabhängigen. Wir betreiben hier ein Geschäft und unser Laden befindet sich auch in diesem Stadtteil. Seit Jahren haben wir dieses Drogenproblem. Seit Jahren wird das Problem nicht gelöst. Wenn wir mal spät von der Arbeit nach Hause kommen, begegnen wir vor unserer Haustür immer wieder Drogenabhängigen, die sich eine Heroinspritze geben oder wie sie vor unserer Haustür ihre Drogengeschäfte abwickeln und dealen. Wir erwarten von der Stadtverwaltung, dass sie endlich reagiert und diejenigen, die nicht hier wohnen von den Straßen verdrängen. Wie ich schon eben bemerkt habe, früher war hier alles viel besser. Jetzt haben wir Probleme wie Prostitution, Drogenhandel, und vermehrtes Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen. Diese Probleme müssen dringend gelöst werden.

ZEYNEP ŞEKER:

Ich wohne seit 19 Jahren in der Nordstadt. Nach den 19 Jahren musste ich aus der Nordstadt bedauerlicherweise ausziehen. Sie haben auch angefangen in meinem Haus Prostitution zu betreiben. Wenn ich meine Kinder zum Spielplatz gebracht habe, sehe ich Dealer und Junkies, die mit Drogen wie z.B. mit Heroin oder anderen Drogen handeln oder Drogen öffentlich zu sich nehmen. Wenn sie uns dabei sehen, sagen sie laut. „Sie trägt ein Kopftuch. Sie spricht bestimmt kein Deutsch. Deswegen ist sie doch egal, ob sie da ist“. Zudem haben wir auch noch Probleme bei der Bildung und Schule. Die Probleme, denen unsere Kinder in der Schule ausgesetzt werden, bereiten uns Sorgen. Die Lehrer kümmern sich nicht so richtig um unsere Kinder. Es ist bei mir persönlich schon einige Male vorgekommen, dass während des Elternsprechtages der Klassenlehrer mich aus dem Zimmer rausschickte, da mein Kind nicht bei ihm in der Klasse sei, obwohl er ja der Klassenlehrer von meinem Kind war und ist. Da wird mir pauschal gesagt: „ Ich kenne ihr Kind nicht. Es ist nicht bei mir in der Klasse.“ In diversen Kindergärten und Schulen sprechen das Lehrpersonal und Pädagogen unzureichend Deutsch. Rechnen sie sich mal dann selbst aus, was sie unseren Kindern in der Situation beibringen können. Das ist unsere größte Sorge derweil.

EMİNE TURAN:

Seit ca. 28 Jahren lebe ich in der Nordstadt. Ich bin mit meinem Stadtteil höchstzufrieden. Natürlich sind auch hier sehr viele Probleme vorhanden. Als erstes muss ich betonen, dass wir seit Jahren ein Heroin-, Drogenproblem in der Nordstadt haben. Heutzutage wird Heroin in Tüten /Beutel verkauft aber die dafür zuständigen staatlichen Instanzen schauen absichtlich weg. Ein anderes Problem, was wir haben, besteht aus dem Mangel der fehlenden Kindergartenplätze. Für die Zukunft unserer Kinder ist das ein ernstzunehmendes Problem, aber Politiker haben bis heute nichts dagegen unternommen, obwohl sie dieses Problem auch sehr gut kennen. Viele Menschen versuchen auch genau aus diesem Grunde, wenn sie denn eine Möglichkeit haben, aus dem Stadtteil wegzuziehen. Es sind auch nicht nur Deutsche, die wegziehen. Auch viele Migranten ziehen in bessere Stadtteile weg. Sie können das aber auch nur dann machen, wenn sie gut verdienen. Wie sie auch wissen, sind die Mieten sehr hoch. Ich zahle für meine jetzige Wohnung eine Monatsmiete von 850 Euro. Das  macht insgesamt 1700 Mark. Während der D-Mark- Zeit hat kein Ausländer eine Monatsmiete von 1700 Mark Wohnungsmiete gezahlt. In so einer teuren Wohnung hat keiner gewohnt. Ich habe vermehrt Türken, Ex-Jugoslawen und Griechen in meiner Nachbarschaft. In letzter Zeit haben sich auch Bulgaren und Roma vermehrt. Die Türken bleibe jetzt in der Minderheit. Das ist aber überhaupt nicht wichtig. Wir wollen auch mit den anderen zusammenleben. Da haben wir gar keine Probleme damit. Ich meine, Deutsche oder Bulgaren das alles ist egal. Wir wollen nur ohne Probleme und in sauberer Umgebung leben.

TÜRKAN KOLÇAK

Viele Erziehungsberechtigte schicken ihre Kinder zu den Schulen, die in anderen Stadtbezirken liegen. Wenn es so weitergeht, könnten die Schulen im Stadtteil über kurz oder lang geschlossen werden. Der Großteil der Schüler in einer Klasse besteht hauptsächlich aus Migrantenkindern. In diesen Klassen kommen deutsche Schüler vereinzelt vor. Die meisten Schüler stammen aus der Türkei oder aus den arabischen Ländern. Sowohl Deutsche, als auch  Christen sind in der Unterzahl. Aber mittlerweile schicken auch Türken ihre Kinder in den anderen Stadtteilen und-bezirken in die Schulen, wo der Anteil deutscher Schüler größer ist. Wenn sie auch nicht finanziell in der Lage sind, aus diesem Stadtteil auszuziehen, schicken sie wenigstens ihre Kinder in anderen Stadtbezirken zur Schule.

FUAT GÖKÇE:

 Ich lebe seit 22 Jahren in diesem Stadtbezirk. In diesem Stadtbezirk haben wir Probleme mit Drogen, öffentlichem und übermäßigem Alkoholkonsum, Prostitution, Glücksspiele und steigender Gewalt. Diese Probleme haben mit der stetig wachsenden Arbeitslosigkeit und dem Bildungsnot direkt zu tun. Wir erwarten von der Stadtverwaltung und der Politik, dass die Ghettoisierung in der Nordstadt endlich gestoppt wird. Es müssen mehr und neue Arbeitsplätze geschaffen werden, auch die Chancengleichheit in der Bildung muss gewährleistet sein und auch für Migrantinnen soll ein besserer schulischer Bildungsweg ermöglicht werden. Es ist zudem sehr wichtig, nicht nur Kinder gut zu bilden, sondern auch Erwachsene.

HADİ ÇİNTAY:

Ich wohne seit 1993 in der Nordstadt. Seit zweieinhalb Jahren suche ich eine Wohnung in einem anderen Stadtteil. Wir haben bei allen Wohnungsgesellschaften schon einen schriftlichen Antrag gestellt, dass wir eine neue Wohnung außerhalb der Nordstadt suchen. Die Wohnungsgesellschaft hat uns eine schriftliche Bescheinigung ausgestellt, damit unser Kind in einem anderen Stadtteil zur Schule gehen kann. Wir haben mit dieser Bescheinigung uns an das Jobcenter gewandt und stellten einen Antrag, dass wir aus der Nordstadt wegziehen wollen. Sie sagten, dass wir schon eine Wohnung hätten und lehnten unseren Antrag ab. Daraufhin habe ich die Stadt vor dem Sozialgericht angeklagt. Seit 20 Jahren wohnen wir in einer Wohnung der DGWO. Wenn wir sie aufsuchen, werden uns jedes Mal Wohnobjekte in der Nordstadt vorgeschlagen. Mein Kind besucht seit drei Jahren den Kindergarten aber es spricht immer noch überhaupt kein Deutsch. In seiner Gruppe sind insgesamt 25 Kinder. 21 der Kinder sind türkischer Abstammung. In der Gruppe sind weiterhin ein deutsches Kind und 4 Kinder aus Ex-Jugoslawien angemeldet. Das haben wir sowohl dem Amt als auch der Wohnungsgesellschaft mitgeteilt. Wir wollen noch bevor unser Kind mit der Schule anfängt, die Wohnung wechseln, damit es in der Schule später keine Probleme wegen mangelnder Deutschkenntnisse haben soll .

RAMAZAN: Die Bulgaren und Roma haben den Stadtteil wiederbelebt. Wenn sie gehen würden, würde der Stadtteil untergehen. Ohne sie gingen alle Geschäfte Pleite. Aus diesem Grunde wehrt sich niemand gegen die von ihnen ausgehenden Probleme. Auch viele Drogenabhängige aus den anderen Stadtteilen kommen nach Nordstadt, um ihre Drogen zu kaufen. Ich kenne deren genaue Anzahl nicht aber schätze sie auf ca. 500 Personen ein. Diese sind zu allem fähig, wenn sie Hunger leiden sollten. Ich denke, dass die Arbeitslosigkeit das größte Problem

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