Für eine inklusives, pluralistisches und altersfreundliches Dortmund

Bei einem Großteil der älteren Menschen besteht der Wunsch, möglichst lange selbständig in der eigenen Wohnung und im gewohnten Umfeld zu leben. Häufig schränken Krankheit und eine verminderte Mobilität die Selbstständigkeit im Alter ein, so dass neben der Unterstützung durch Nachbarschaft und Familie flankierende Hilfen erforderlich sind, um weiterhin in der gewohnten Umgebung leben zu können. Insbesondere allein lebende ältere Menschen sind häufig auf fremde Hilfe angewiesen. Ebenso benötigen pflegende Angehörige wohnortnahe Beratungs- und Entlastungsangebote.

Die Stadt Dortmund hat daher vor etwa zwölf Jahren als einzige Großstadt in Deutschland mit den Seniorenbüros spezifische Anlaufstellen in Wohnortnähe für alle Belange älterer Menschen und ihrer Angehörigen, für Fachkräfte und Interessierte geschaffen. In jedem der zwölf Dortmunder Stadtbezirke wurde ein hauptamtlich geführtes Seniorenbüro in gemeinsamer Trägerschaft mit den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege eingerichtet. Das zentrale Leitbild der Dortmunder Seniorenbüros lautet: „So lange wie möglich selbstständig im Alter leben”. Bis zum Jahr 2013 hat Dortmund als einzige Großstadt in Deutschland mit dem Modell der Seniorenbüros Pionierarbeit geleistet, bis dann einige andere Städte in Deutschland nachzogen.

Die Arbeit der Dortmunder Seniorenbüros fußt auf vier Säulen: Beratung und Information, organisierte Einzelfallhilfe, Freiwilligenarbeit und Netzwerkarbeit. Die zwölf Dortmunder Seniorenbüros sind täglich von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung für die verschiedenen Beratungs- und Hilfegesuche der Bürgerinnen und Bürger geöffnet, bei Bedarf kann die Beratung auch zu Hause erfolgen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Seniorenbüros beraten die Menschen trägerneutral und kostenfrei beispielsweise zu folgenden Themen:

  • · Hilfen im Alltag
  • · Alle Fragen zum Thema Pflege
  • · Lokale Service- und Pflegedienste im Stadtbezirk
  • · Unterstützung und Entlastung für pflegende Angehörige – auch bei Demenz
  • · Präventionsangebote
  • · Wohnen im Alter
  • · Bürgerschaftliches Engagement
  • · Begegnungsmöglichkeiten, Freizeitangebote und Kommunikation

Im Rahmen der organisierten Einzelfallhilfe helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Planung individueller Hilfen, bei der Kontaktaufnahme zu Pflege- und Hilfediensten sowie bei der Kostenregulierung mit den Pflegekassen und dem Sozialamt. Die Seniorenbüros sind zudem Anlaufstellen für alle Menschen, die sich im Stadtbezirk ehrenamtlich engagieren möchten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen bei der Suche nach Angeboten und unterstützen ehrenamtlich Aktive bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Ideen. Darüber hinaus leisten sie aktive Netzwerkarbeit in „ihrem“ Stadtbezirk, damit im Bedarfsfall eine schnelle Hilfe organisiert werden kann. Eine wichtige Voraussetzung dafür liegt in der gut funktionierenden Kooperation der verschiedenen Akteure im Stadtbezirk. Der Erfolg des Dortmunder Modells der Seniorenbüros basiert auf dem idealen Zusammenspiel der vier Säulen Beratung und Information, organisierte Einzelfallhilfe, Freiwilligenarbeit und Netzwerkarbeit.
Insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels verzeichnen die Seniorenbüros eine konstant hohe, zum Teil deutlich gestiegene Zahl an Hilfe- und Beratungsersuchen. Selbstverständlich wenden sich auch viele Menschen mit Migrationshintergrund an die Seniorenbüros. Dortmund ist eine internationale, weltoffene und interkulturelle Stadt, in der Menschen aus den verschiedensten Nationen zusammen leben.
Für die Stadt Dortmund ist es maßgeblich, dass es „die“ Bevölkerungsgruppe der Menschen mit Migrationshintergrund nicht gibt. In der heterogenen Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund gibt es einerseits vielfältige Ansätze neuen Alterns. Andererseits Seite sind Teilgruppen der Menschen mit Migrationshintergrund von verschiedenen Problemlagen wie ein höheres Armutsrisiko oder ein schlechterer Gesundheitszustand betroffen.

In vielen Familien mit Migrationsgeschichte gibt es ein hohes informelles Engagement im familiären und nachbarschaftlichen Kontext. Die Familie fungiert als zentrale Ressource, in der ein intensiver Hilfeaustausch zwischen den Generationen stattfindet. Doch auch in vielen Familien mit Migrationsgeschichte haben sich die Familienstrukturen in den letzten Jahren verändert. Im Rahmen des gesellschaftlichen Wandels und der zunehmenden Pluralisierung und Individualisierung ist festzustellen, dass die informellen Unterstützungssysteme bei steigendem Hilfebedarf älterer Familienangehöriger auch an ihre Grenzen stoßen. Soziale Bindungen und informelle Hilfen werden ebenso wie in deutschen Familien brüchiger. Migrationsdienste, Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände sowie der Migrantenorganisationen und auch die Dortmunder Seniorenbüros werden zunehmend mit Fragen zu Versorgungsproblemen älterer Einwanderinnen und Einwanderer konfrontiert. Dabei wird ein wachsender Beratungs- und Unterstützungsbedarf festgestellt.

Die Stadt Dortmund hat sich zum Ziel gesetzt, die gleichberechtigte Teilhabe älterer Menschen mit Migrationshintergrund an Beratungs- und Versorgungsangeboten zu fördern, Hürden beim Zugang abzubauen und die Bedarfe und Bedürfnisse von Migrantinnen und Migranten zu ermitteln. Die gleichberechtigte Teilhabe älterer Einwanderinnen und Einwanderer kann verwirklicht werden, wenn die Leistungsangebote der Seniorenhilfe deren biographische und kulturspezifische Bedürfnisse und Bedarfe berücksichtigen und migrationsspezifische Zugangsbarrieren verringert werden.

Um diese Ziele zu erreichen, wurde in den Dortmunder Seniorenbüros ein mehrsprachiges Beratungsangebot etabliert. So kann die Beratung im Stadtbezirk Lütgendortmund bei Bedarf auf Russisch erfolgen; im Stadtbezirk Innenstadt-Nord steht ein Arabisch sprachiges, Türkisch sprachiges und Französisch sprachiges Beratungsangebot zur Verfügung. Selbstverständlich können auch Menschen, die außerhalb des Stadtbezirks Lütgendortmund bzw. Innenstadt-Nord leben, das mehrsprachige Angebot der jeweiligen Seniorenbüros nutzen. Darüber hinaus werden über die Dortmunder Seniorenbüros auch Pflegekurse oder andere Informationsveranstaltungen in verschiedenen Muttersprachen organisiert.

Der Fachdienst für Senioren der Stadt Dortmund hat bereits viele Informationsveranstaltungen und Fachtagungen zu den Themen Interkulturelle Seniorenarbeit, Demenz und Migration, Isolation bei älteren Migrantinnen und Migranten, Pflege und Versorgung organisiert, teilweise in verschiedenen Muttersprachen.Die Seniorenbüros leisten einen wichtigen Beitrag für eine altersfreundliche, pluralistische und inklusive Stadt Dortmund.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*