07. März bis 20. November 2020
Den Arbeitsplatz als (Tat-)Ort, das Leben als Arbeiter*in oder Angestellte*r, die Hass-Liebe zur Maloche neu vermessen, das sollte der Anfang des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt sein, der sich 1970 gegründet hat und nun sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Als literarische Vereinigung, die sich von der Programmatik der Dortmunder Gruppe 61 abgesetzt hat, besteht der Werkkreis aus Autor*innen, Grafiker*innen und Verleger*innen anderen literarischen Akteur*innen. Sie publizieren in verschiedenen Gattungen, Genres und Formaten und agieren politisch wie künstlerisch bundesweit (einzelne Werkstätten auch in Österreich und der Schweiz) in lokal wie regional ausgerichteten Werkstätten. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Erasmus Schöfer, Günter Wallraff und Erika Runge.
Nicht unerheblich waren die ästhetischen, gesellschaftskritischen und werkpolitischen Ansichten des Werkkreises, gerade literaturgeschichtlich nicht, denn sie haben die literarische Landschaft der Bundesrepublik beeinflusst und Programmatiken für ein engagiertes Schreiben etabliert, dessen Resonanz in der zeitgenössischen Literatur immer noch spürbar ist.
Die historische Überlieferung des Werkkreises befindet sich im Archiv des Fritz-Hüser-Instituts und wird laufend ergänzt. Im Projekt „„Works & Circles – 50 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ beschäftigen wir uns mit den Tätigkeiten, Ästhetiken, Stilen und Eigenheiten des Werkkreises, seiner Anlehnung an kunst- und sozialhistorische Traditionslinien, der Abgrenzung von bestimmten Phänomenen, seiner gesellschaftspolitischen Ausrichtung – und nicht zuletzt mit der Aktualität der Werkkreis-Themen in Zeiten politischer Aufruhr. Klassenfragen, Macht und Ohnmacht arbeitender Subjekte, Migration, Armut und Elend, Ökologie, Kapitalismuskritik und Selbstermächtigung, das sind immer noch Themen, die bewegen. Mithilfe verschiedener aufeinander abgestimmter und einander ergänzender Veranstaltungsformate und in Zusammenarbeit mit über 20 internationalen Kooperationspartnern, Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen laden wir Sie und die interessierte Öffentlichkeit ein, sich ebenfalls mit dieser Vereinigung, ihrer Literatur und Kunst, ihren Arbeitsprozessen auseinanderzusetzen.
Dr. Iuditha Balint, Kimberly Becker, Janneke Eggert und Michaela Wiegand
Mehr Informationen unter: fhi.dortmund.de
Antworten