ERDAL DENİZ
Die Corona- Pandemie hat sich weltweit ausgebreitet und traf die ganze Welt schmerzhaft. Tausende wurden erkrankt und starben und Millionen von Menschen mussten sich den Sicherheitsmassnahmen beugen, begaben sich in Quaräntene und blieben zu Hause. Wir wurden alle Zeugen davon, wie absurd jedwede Grenzen, Vorurteile, Marginalisierungen und Diskriminierungen zwischen Menschen und den Ländern sind. Wir sahen ein, dass den Wissenschaften eine enorme Bedeutung zukommt und ihre gemeinsamen Werte sehr wichtig und notwendig für das Menschenleben sind.
Wir haben dazu erlebt, dass sowohl das Leben auch das Sterben ungerecht zuliefen. Wir wurden Zeuge dieser Ungleichheit und Ungerechtigkeit, haben diese live mitverfolgt.
Der große türkische Dichter Nazım Hikmet schreibt in einem seiner Gedichte mit dem Titel “ Über das Leben“:
Ein alter persischer Dichter: Der Tod wäre gerecht- schreibt,-
“ er würde mit der selben Wucht treffen den Armen und den König.“
Haşim ( Gegner),
warum nur bist so verwundert?
Bruder hatten Sie den nicht schon mal gehört ,
dass ein Scheich verstarb auf dem Laderaum des Schiffes neben der Kohletasche ?
Letztens führte ich ein Telefongespräch mit einer Bekannten, die im Krankenhaus arbeitet. Sie sagte mir: “ Das ganze Krankenhauspersonal würde eine sehr stressige, kräftezerrende Zeit durchmachen. Wir dürften keineswegs uns von dem schönen Frühlingswetter täuschen lassen und aus dem Haus gehen. Insbesondere jetzt wäre das Infektionsrisiko sehr gross. Wenn die Infektionsrate bezüglich dem Coronavirus nochmal stiege und der Anzahl der freien Betten und die technischen Kapazitäten den Bedarf decken könnten, dann würden ältere Patienten, die älter als 80 wären, nicht mehr gesundheitlich versorgt. Menschen wären sich über diese Bedrohung nicht im Klaren. Draußen würden sich gerade viel zu viele Menschen aufhalten.
Ihre Aussage über die 60 bis 80 Jährigen bereitete mir große Furcht. Diese Furcht kommt nicht daher, dass ich schon über 60 Jahre alt bin. Was mich dabei stört, hat eher mit dem widerlichen moralischen Verfall zutun, was uns aufgezwungen wird und wir dem nicht widersprechen. Die Umsetzung dieser Sicht gilt für ganz Deutschland und für alle anderen Länder, die sich mitten im Kampf mit dem Coronavirus befinden. Das wäre eine überaus große Gefahr. So ein Schritt wäre nicht ethisch und akzeptabel.
Die Lasten der Probleme, die das System und die Politiker zu verantworten haben, dürfen nicht auf alte Menschen oder chronisch Kranke, deren Immunsystem geschwächt ist, abgewälzt weeden.
Unsere Regierung in Berlin warnt davor, dass wir uns gerade auf dünnem Eis befänden. Sie warnen uns also weiterhin vor der drohenden unmittelbaren Gefahr. Das bedeutet, dass, wenn sich die Infektionsrate erhöhen sollte, Menschen über 80 nicht mehr die nötige Gesundheitsvorsorgung bekämen.
Wer soll dann entscheiden, wer leben soll und wer sterben darf? Welcher Gott, welche Autorität wird diese Macht wohl ausüben?
Ein Sozialstaat darf seine Gesundheitspolitik nicht auf normale und gute gesellschaftliche Umstände und Voraussetzungen stützen. Das Grundgesetz garantiert das Recht auf Leben. Niemand darf mit einem Hinweis auf außergewöhnliche Bedingungen von seinem Recht auf ein gesundes Leben beschnitten und im Stich gelassen werden.
Die allgemeine Versicherung ist ein Sicherheitssystem. Der Staat garantiert damit seinen Bürgern in den Gesundheits-, Renten- und Invalidenfällen eine sehr stark ausgeprägte Sicherheit. Wenn Leistungen in der Gesundheit in Krisenzeiten der Kürzungspolitik untergeordnet werden und der Gesundheitsdienst zwischen der Politik und Wirtschaft eingequetscht und zur Disposition gestellt wird, dann erwachsen daraus verheerende Probleme, die nicht mehr beseitigt werden können.
Dass Deutschland sich im Vergleich zu den anderen Ländern im Kampf mit dem Coronavirus auf einem besseren Stadium befindet, sagt nichts über die hiesigen Probleme aus. Dass heute über den Tod oder das Leben von Menschen disponiert wird und eine ethisch nicht akzeptable Entscheidung darüber getroffen wird, wer denn weiterhin leben und wer sterben soll, ist ein Armutszeugnis für dieses Land. Das heisst also, dass auch hier lebenswichtige Probleme vorherrschen. Mit der Logik der Titanicbauer darf ein Gesundheitssystem nicht geführt werden. Wie wir alle wissen, wurde die Titanic auf der Grundlage moderner Technologien erbaut. Es war unmöglich, dass sie sinken würde. Obwohl auf der Passagierliste der Titanic 3547 eingetragen waren, waren auf ihren Rettungsschiffen Platz nur für 1178 Personen vorhanden. Dann sank die Titanic und 1513 Menschen kamen auf tragische Art und Weise um. Sie wurden umgebracht. Man kann nicht davon ausgehen, dass das Schiff nicht sinkt und deswegen keine Rettungsvorkehrungen getroffen werden müssen. Genauso kann man auch kein Gesundheitssystem führen, wo die Kapazitäten der Intensivstationen auf normale Situation und Entwicklungen zugeschnitten sind.
Es geht hier in erster Linie um Menschenleben. Ich will keiner von den Musikern sein, die weitergespielt hatten als das Schiff sank. Ich sehe mich dazu angehalten auf diesem Schiff, welches wir Erde nennen, zu sagen, was überhaupt fehlt. Wir müssen die positiven Sachen und Pluspunkte natürlich auch vortragen. Aber es ist auch unsere Pflicht auf die negativen Umstände aufmerksam zu machen.
Es ist richtig, dass in solchen schwierigen Zeiten, wo Unsicherheit die Oberhand gewinnt, Demokraten und revolutionäre Gruppierungen Solidaritätsplattforme organisieten und anbieten. Es ist eine ehrenhafte Sache, auf den Straßen Plakate aufzukleben, auf denen geschrieben steht: “ Ihr seid nicht allein. Wenn ihr unsere Hilfe benötigt, ruft uns einfach an. Wir kommen und helfen euch.“
Was wir heute leisten, wird in die Zukunft getragen. Deshalb schlage ich Ihnen/euch vor, wenn es euch zu Hause langweilig sein sollte, eure Gedanken und Gefühle über diese gemeinsame Zeit und über das Leben zu Hause mit dem Egegatten und den Kindern in Bild, Schrift und Wörter zu fassen. Fürchtet euch nicht, dass ihr “ nichts malen könntet“ oder “ nicht fähig wäret, zwei Sätze zusammenzutragen“. Seid genauso mutig wie in euren Kindertagen. Öffnet euch. Fragt euch selbst, was ihr machen würdet, wenn ihr die Chance auf ein neues Leben bekommen würdet. Dann versucht eure Gedanken und Gefühle mit einem Stift, in Farbe, Pinsel, mit Instrument und Wort zusammenzutragen. Was für die Zukunft übrig bleibt, ist die Kunst der Gedanken und Gefühle. So wie der Dichter mal einst schrieb: “ So ein kleines Ding ist das Leben halt“. Es bleibt für die Zukunft, was wir heute denken und machen. Wir leben gerade in einer Zeit, wo wir verstehen wie wichtig es ist mit den Menschen, die einem was bedeuten, gemeinsam ein Glas Tee oder eine Tasse Kaffee zu genießen. Wir sollten auf uns, auf unsere Liebsten und auf unsere Erde, auf der wir atmen, gut aufpassen.
Bleibt gesund…
Bleibt solidarisch…
(Übersetzung: Özgür Metin Demirel)
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