Festhalten an der Muttersprache

AHMET BİRİNCİ

Am 30. Oktober 1961 unterzeichneten Deutschland und Türkei in Bonn das Gastarbeiter-Abkommen. Zunächst sind knapp 250.000 Menschen als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Heute leben ungefähr 3.5 Millionen türkeistämmige Menschen in Deutschland. Diese bevorzugen vor allem Städte mit Industrie und Erze.

Es sind 59 Jahre vergangen, seitdem die ersten Gastarbeiter mit dem Wunsch nach Rückkehr kamen. Sie wollten genügend Geld verdienen und anschließend wieder in die Türkei zurückkehren. Diese Menschen und deren Nachfolger sind jetzt in Deutschland ansässig und sehen Deutschland als zweite Heimat an. Dieses ungeplante Bleiben brachte viele Probleme mit sich. Inzwischen gibt es Urenkel der ersten Migrantengeneration, also die vierte Generation. Das aktuell wichtigste Problem der türkeistämmigen Menschen ist ihre Muttersprache. Es gibt weltweit ungefähr 7000 Sprachen. Einige dieser Sprachen sterben aus und viele sind auch bereits ausgestorben. Hingegen sind alle Sprachen wichtig, wertvoll und müssen geschützt werden.

In NRW leben zurzeit etwa 1 Million türkeistämmige Menschen. Davon sind ungefähr 250000 Schüler. In den vergangenen Jahren betrug die Zahl der türkeistämmigen Schülern, die in ihren Schulen Türkischunterricht besuchten, schon 97000. Diese Zahl ist mit der Zeit auf die 38000 gesunken. Durch die Bemühungen von Zivilorganisationen, Vereinen und die vier Bildungsattaches der Türkei in NRW hat sich die Zahl der Schüler, die am Türkischunterricht teilnehmen, auf 50000 vermehrt. In Dortmund leben etwa 40000 türkeistämmige Menschen. Davon sind ungefähr 10000 Schüler. Bedauerlicherweise werden davon nur 1400 Schüler von 16 muttersprachigen Lehrkräften gelehrt.

Die Eltern dürfen nicht vergessen, dass den Schülern, die ihre Muttersprache gut beherrschen, der Erwerb einer weiteren Sprache besser gelingt, als solchen, die ihrer Muttersprache nicht gerecht werden können. Außerdem ist die Forderung nach einem Muttersprachenunterricht in der Schule ein den Schülern zustehendes Recht. Sowie Bedri Rahmi Eyüpoğlu sagt: ,,Die Muttersprache ist genauso schmackhaft wie Muttermilch.”

Türkisch als Unterricht wurde erst in Gelsenkirchen am 3.November 1969 durch den Lehrer Celalettin Ağırbaş angeboten. Seitdem haben sich viele Eltern- und Lehrervereine in Deutschland gegründet und die türkeistämmige Bürger auf die Bedeutung der Muttersprache aufmerksam gemacht.

Diese positive Entwicklung wurde plötzlich durch den Einfluss der türkischen Politiker aus der Türkei unterbrochen. Es wurde angekündigt, dass der Türkischunterricht nun in Moscheen und Vereinsheime stattfinden wird und damit wurde auch angefangen. Damit hat sich die Zahl der Schüler, die in den Schulen am Türkischunterricht teilnehmen, wieder verringert. Mit großen Mühen hat man das Angebot des Türkischunterrichts für 250000 Schüler auf 50000 Schulen ausgeweitet. Jetzt drohen diese Bemühungen ins Leere zu laufen. Insgesamt nehmen nur ein Viertel der türkeistämmigen Schüler dieses Angebot wahr. Durch Änderung des Unterrichtsortes wird die Zahl voraussichtlich auch weiterhin sinken. Konsequenterweise kann dies dazu führen, dass man keine muttersprachigen Lehrkräfte mehr ausbildet und Türkisch als Fach nicht mehr anbieten wird. Die Schüler könnten sowie in Belgien und Holland nicht mehr die Möglichkeit haben, von in Deutschland ausgebildeten Türkischlehrern gelehrt zu werden. Das würde wiederum den Politikern aus der Türkei die Möglichkeit verschaffen, diese Schüler in politische und religiöse Vereine zu locken.

Mit Bedauern möchten wir mitteilen, dass der Türkischunterricht in Moscheen oder Vereinen durch Menschen, die nicht als Lehrkräfte ausgebildet wurden, nicht effektiv und erfolgsversprechend sein kann. Das ist nicht vernünftig; das sollte man ändern. Türkischunterricht muss in den Schulen von den Türkischlehrern gehalten werden. Sowie in der Türkei versucht man auch in Deutschland, die Politik in die Bildung einzumischen. Alle gemeinnützigen Vereine müssen mit verschiedensten Mitteln die türkische Community über die Bedeutung der Muttersprache in den Medien informieren. Die nächsten Generationen, die ihre Muttersprache nicht richtig beherrschen, werden auch nicht in der Lage sein, die übermittelte Kultur richtig zu verstehen und auszuleben.

In NRW können in den Grundschulen insgesamt 15 und in den restlichen Schulen 18 Schüler durch Ausfüllen eines Formulars Herkunftssprachunterricht fordern. Die Eltern können bei Schwierigkeiten oder sonstigen Anliegen die Elternvereine kontaktieren.

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