Im Alter wird mehr Ruhe und Sicherheit gefordert

SEVDA KANTAŞ

Mit zunehmendem Alter wächst bei allen Menschen der Zweifel, was aus ihnen im hohen Alter sein wird und was sie erwarten soll? Alte Menschen verlieren die körperliche Kraft und die Flexibilität, was dazu führt, dass mehr Zweifel bei ihnen entstehen. Der Zweifel zwingt diese Menschen dazu, Entscheidungen zu treffen und vorher schon getroffene Entscheidungen eventuell auch im Nachhinein wieder zu bereuen. Die Entscheidungen führen sie schliesslich zu verschiedenen Lebensweisen. Als ich im Altersheim arbeitete, habe ich sehr unterschiedliche Menschen kennengelernt. Nachdem manche von ihnen in Rente gingen, bangten sie mit dem Gedanken, sie wären überflüssig geworden. Viele befürchteten gesundheitliche Probleme. Andere wiederum hatten psycische Probleme und Schäden erlitten und waren deshalb traurig und fühlten sich schwach. Eigentlich waren sie in ein Altersheim eingezogen, um ihre letzten Jahre in sicherer und ruhiger Umgebung zu verbringen. Die meisten alten Menschen, die ich unterstützt habe, dachten ihr Leben würde nach dem Rentenantritt neu beginnen. Sie waren der Überzeugung, dass nach dem Renteneintritt alles sich verändert hätte.

Sie fühlten sich miserabel, kamen sich vor, sie wären zu nichts mehr zu gebrauchen. Sie dachten, dass ihre Umgebung und auch ihre Kinder sich von ihnen entfernten und sie nicht mehr respektierten. In den Anfangsphase ihres Aufenthaltes im Altenheim lernten sie neue Menschen kennen und nahmen an, es würde sich wieder alles zum Besseren entwickeln. Nach und nach waren sie aber in Depressionen verfallen, wenn ihre Kinder und Enkelkinder sie nicht besuchen kamen. Sie fühlten sich wieder allein gelassen und waren wieder verlassen und allein. Sie machten sich wieder Sorgen. Wenn die Familien und ihre Liebenden aber sie zu Besuch kamen, dann blühten sie auf und verwandelten sich wieder zu den glücklichsten Menschen auf Erden. Am meisten freuten sie sich aber auf ihre Gesundheit. Sie genossen hier auch eine bessere ärztlichliche Versorgung. Mit dem Eintritt in das Rentenalter waren sie überflüssig geworden und dachten, das der Altenheim sie nach und nach vom wirklichem Leben trennte und entfernt hatte. Viele zogen sich deshalb auch gänzlich zurück. Wenn sie keine Arzttermine hatten, ähnelten sich ihre Tage immer mehr und wurdrn rutinemäßig. Sie spazierten an diesen Tagen im Garten oder saßen zusammen im Kaffee und unterhielten sich!

Für Migranten war das Leben im Altenheim noch schwieriger als andere, falls sie die deutsche Sprache nicht beherrschten. Eine alte Dame, die überhaupt kein Wort Deutsch reden konnte, wurde mal von ihren Kindern in das Altersheim gesteckt. Sie konnte nicht einmal nach Essen verlangen, wenn sie hunger bekam. Sie redete nur mit mir Türkisch und unterhielt sich mit mir, wenn ich mich um sie kümmerte. Ich musste für sie dann ständig übersetzen und kam meinen Arbeitstätigkeiten und meiner Eigenverantwortung im Arbeitsbereich nicht mehr nach wie ich eigentlich musste. Auch die anderen alten Menschen hatten die Vorliebe für Unterhaltungen und Gespräche. Sie wollten sich auch so gerne unterhalten. Sie erzählten ständig von ihrem früheren Leben. Für die Migrantinnen im Altersheim, die die Sprache nicht beherrschten, war dieses aber unmöglich. Diese Situation machte sie traurig. Trotz ihrer emotionalen Unwohlseins und ihrer Sorgen machte niemand das Altersheim für ihre Situation verantwortlich. Sie waren mit dem Altersheim und der hier geleisteten Dienste meistens zufrieden. Als letztes will ich unterstreichen, dass wir für ältere Personen und alle älteren Lebewesen auf der Welt dringend ein besseres System entwickeln und gewährleisten müssen, das ihnen ein ruhiges und sicheres Leben leben ermöglichen und geben kann.

(Übersetzung: Özgür Metin Demirel)

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