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ABBAS DOĞAN
Eine Besonderheit in der Nordstadt ist auch, dass die Gebrauchsgegenstände immerzu die Hände wechseln. Hier werden Geschichten erzählt, dass Menschen mit Handel mit Gebrauchtwaren sich neue Häuser kaufen konnten etc. Man kann auch nahezu die Behauptung aufstellen, dass die Hauptbeschäftigung im Stadtteil sich auf die Tätigkeit eines Elektromechanikers und auf die Reparatur von Elektrogeräten beschränkt.
Ünal Önder arbeitet seit 23 Jahren gerne als Mechaniker. Sein beruflicher Werdegang ist zugleich ein gutes Beispiel für die sozio-ökonomischen Verhältnisse in der Nordstadt.
Ünal sagt: “ Man kann nicht mehr mit Gebrauchtmöbeln handeln. Der Gebrauchtmöbelhandel ist ausgestorben. Es lebe die Reparatur.“
Früher haben wir in unserem Laden mit Gebrauchtmöbeln und -gegenständen gehandelt. Mit der zügigen Entwicklung Fortschritt in der Technologie, wurden zunehmend billige Möbel produziert. Die Endverbraucher kauften immer mehr billige Möbel. Das führte dazu, dass der Handel mit Gebrauchtmöbeln kleiner wurde, man kann auch sagen, praktisch von der Bildfläche verschwand.
Dann wandte ich mich der Elektrik, Elektronik zu, da das mein eigentlicher Beruf war. Seit ungefähr 23 Jahren arbeite ich in diesem Bereich. Auch in diesem Sektor gibt es nachhaltige Probleme, da die großen Unternehmen immer mehr billige Waren und Elektrogeräte herstellen. Das führt dazu, dass die Nachfrage für Gebrauchtwaren sinkt.
Trotzdem gibts es aber Menschen, die ihre alten und kaputten Elektrogeräte reparieren lassen wollen. Es kommt auch vor, dass die Menschen sich von ihren alten, bekannten Sachen und Geräten nicht trennen können oder auch nicht trennen wollen. Sie lieben sie oder waren stets mit ihrer Leistung zufrieden. Auch solche Kunden habe ich. Es gibt natürlich auch sehr Viele, die sich einen Neukauf einer Neuware finanziell nicht leisten können. Sie bringen mir ihre alten Geräte und lassen diese von mir wieder herrichten, wenn die Reparaturkosten 50 bis 100 Euro nicht überschreiten. So machen wir das halt und alle sind zufrieden.
Hat sich die Zahl derer, die Altwaren und Gebrauchtgeräte kaufen erhöht oder ist sie zurückgegangen?
Diese sind mehr geworden. Auch viele Syrer kaufen Gebrauchtgegenstände. Sie gehen zu den Pfandhäusern und kaufen die angebotenen Altgegenstände, wie Monitore, Computer, wie gesehen, auf. Dann verkaufen sie diese weiter. Die Endkäufer kommen dann mit der kaputten Ware zu mir und lassen sie reparieren. Sollen diese Menschen sich um ihr Geld bangen oder um die Zeit, die siefür die Reparatur und die Reparaturkosten verschwenden? Es steht natürlich auch in den Wolken geschrieben, wie lange die Geräte halten werden, auch wenn sie sich überhaupt reparieren lassen sollten.
Hat sich das Kundenprofil geändert?
Nein. Diese sind fast identisch geblieben. Es kommen nur Menschen mit einem geringen Einkommen zu mir.
Wer kommt zu Ihnen? Wer sind diese Menschen?
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Es kommen sehr wenige Deutsche zu mir. Auch die Syrer wollen alles, umsonst haben und schieben den Grund hervor, sie seien vor Krieg geflohen und besaßen nichts mehr. Dann kommen noch Türken, Araber, Ostasiten zu mir. Ich kann sagen, dass alle Nationaltäten dadrunter zu finden sind.
Was reparieren Sie am Meisten?
Am Meisten repariere ich Fernsehgeräte, Waschmaschinen, Kühlschränke. Sonst eigentlich auch nichts. Sie bringen z.B. alte Wasserkocher zu mir. Es lohnt sich aber gar nicht, die Geräte aufzumachen. Neue Wasserkocher kosten schon nur 15 Euro. Das rendiert sich für mich also gar nicht. Der Kunde versucht natürlich seine Kosten so gering wie möglich zu halten. Wenn die Reparatur billig ist, lassen sie das Gerät auch reparieren.
Reparaturarbeiten kommen mehr bei Ausländern vor. Deutsche lassen sehr wenig reparieren. Sie denken die Reparatur würde viel kosten. Wenn ihre alten Geräte nicht mehr funktionieren, werden diese weggeschmissen und die Geräte neugekauft. Sie sind dann aber auch glücklich, wenn die Reparatur weniger kostet, als die Neuware. Sie sind auch zurückhaltend und ängstlich und meinen z.B., dass wenn die Reoaraturkosten 200 Euro übersteigen sollten, ich das Gerät nicht reparieren sollte. Ich aber verlange für diese Arbeit z.B. nur 100 Euro. Der Ausländer lässt sogar seine billigen Geräte reparieren.
Zahnprothese
Ich möchte Ihnen gerne von meinem Erlebnis berichten. Ich arbeitete an einem Wochenende. Da ist einer mit seiner kaputten Zahnprothese zu mir gekommen. Er meinte, ich solle das zusammenschweißen. Ich hätte hier ein Schweißgerät. Ich habe daraufhin zu dem Mann gesagt, der solle seinen Mund aufmachen. Er fragte: „Willst du meinen Mund zuschweißen?“. Er meinte, er müsse seine Zahnprothese aus dem Mund nehmen. Daraufhin begegnete ich ihm: „Hier kann ich keine Zahnprothese reparieren. Er soll lieber zu seinem Zahnarzt gehen.“ Genauso war es passiert.
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